1979-2025 – Generation X hält von der Zukunft nix?

Als ich 1979 das erste Mal in ein Auto gesetzt wurde, damals noch in der Babyschale, war die Welt der Individualmobilität eine völlig andere. Es war ein Ford Escort – ein einfacher, kompakter Benziner – hatte weder Katalysator noch Sicherheitsgurte in der zweiten Reihe, wie wir sie heute kennen. Die Abgase strömten ungefiltert ins Freie, und vom Innenraum aus blickte man auf ein nacktes, spartanisches Armaturenbrett mit analogen Rundinstrumenten. Assistenzsysteme? Ein Fremdwort. Wir waren froh, wenn wir ein Autoradio hatten, das nicht rauschte, und eine Heizung, die im Winter einigermaßen funktionierte.

Damals war das Auto eine mechanische Maschine, roh, ungezähmt und für die meisten von uns im Alltag unverzichtbar. Wir schraubten später selbst an Vergasern, tauschten Zündkerzen aus, kontrollierten den Ölstand und wussten, wie man einen Reifen wechselt, ohne beim Pannendienst anrufen zu müssen. Die Technik war noch so direkt, dass man beinahe jede Schraube mit einem einfachen Werkzeugkasten nachziehen konnte. Die Faszination lag im Motorengeräusch, in der haptischen Rückmeldung jedes Pedalwegs, im metallischen Klicken der Schaltung.

In den 1980er-Jahren begannen sich dann die ersten Veränderungen anzudeuten. Gerade im deutschsprachigen Raum kamen Diskussionen auf, wie man die Umweltbelastung reduzieren und die Luftqualität in Städten verbessern könnte. Die Einführung der ersten ungeregelten Katalysatoren war nicht nur ein politisches Thema, sondern auch ein technologisches Experiment. Ende der Dekade näherten wir uns dem geregelten Katalysator. Ich erinnere mich noch gut: Viele trauten der neuen Technik nicht so recht, andere klagten über Leistungsverlust, aber langsam und stetig setzte sich die Idee durch, dass ein Auto nicht mehr bloß ein rollendes Blechgehäuse, sondern auch ein Faktor für unsere Umweltgesundheit war.

Die 1990er brachten dann nicht nur den allgemeinen Durchbruch des geregelten Katalysators, sondern auch die ersten ernstzunehmenden Sicherheitsfeatures: endlich Gurte für alle Insassen, serienmäßig verbaute ABS-Systeme, später Airbags. Zunächst belächelt, dann selbstverständlich. Diese Entwicklungen haben unser Verständnis von Sicherheit grundlegend verändert. Als ich meinen Kindern das Autofahren beibrachte, war es für sie völlig unvorstellbar, in einem Wagen ohne Gurt unterwegs zu sein. Für meine Generation noch ein ungewohnter Zwang, war es für sie die natürlichste Sache der Welt.

Mit den 2000er-Jahren kamen die ersten elektronischen Helferlein, die bis heute den Charakter des Automobils nachhaltig prägen. ESP, Traktionskontrollen, Navigationssysteme – der Wagen wurde vom simplen Fortbewegungsmittel zum elektronisch gestützten Mobilitätsapparat. Und aus dem Autoradio wurde ein vollvernetztes Infotainmentsystem. Die 2010er-Jahre wiederum eröffneten ein völlig neues Feld: Elektroantriebe, Start-Stopp-Systeme, immer strengere Emissionsstandards und erste autonome Assistenzfunktionen, die plötzlich eigenständig abbremsen oder in die Lenkung eingreifen konnten.

Heute, im Jahr 2025, leben wir in einer Welt, in der das Auto kaum noch an jenen puristischen Stahlkasten erinnert, in den ich einst eingestiegen bin. Wir sprechen von Fahrassistenzsystemen auf hohem Niveau, vom teilautonomen Fahren, von flächendeckender Ladeinfrastruktur und digitalen Ökosystemen rund um unser Fahrzeug. Das elektrische Summen eines Motors hat das dröhnende Verbrennerröhren in immer mehr Fällen ersetzt. Anstelle von Vergasereinstellungen beschäftigen wir uns mit Software-Updates. Aus mechanischen Geräten sind rollende Computer geworden, eingebettet in ein komplexes Netzwerk aus Umweltzielen, Verkehrslenkung, Energieversorgung und digitaler Kommunikation.

Diese Entwicklung, die ich in den letzten Jahrzehnten hautnah miterleben durfte, ist nicht nur eine technische Evolution, sondern ein Spiegelbild gesellschaftlicher Veränderungen. Aus einer Zeit, in der ein eigenes Auto Statussymbol, Freiheitsgarantie und technische Spielwiese zugleich war, hat sich eine Ära entwickelt, in der der individuelle Antrieb neu interpretiert wird. Es geht um Nachhaltigkeit, Effizienz, Sicherheit und Vernetzung. Was wir als Normalität betrachten, hätte 1979 wie Science-Fiction gewirkt und ich bin froh im hier und jetzt zu leben, denn ich finde die Entwicklung grandios und spannend zu gleich, wenn auch leider nicht mehr für jedermann bezahlbar.

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